Korallenbauten

Korallenbauten
Korạllenbauten,
 
Riffe und Inseln aus ungeschichteten Kalkablagerungen, vorwiegend aus Korallenskeletten (Korallenkalk), zwischen denen sich Versteinerungsreste anderer Lebewesen (Kalkalgen, Schnecken, Muscheln, Krebsen, Seeigeln, Foraminiferen) finden; zusätzlich sammeln sich durch Brandung erzeugte Trümmer des Korallenkalkes an, dessen feinstes Zerreibsel den Korallensand bildet. Die Riffkorallen leben im mindestens 20 ºC warmen, sauerstoff- und nährstoffreichen, klaren und gut durchlüfteten Wasser mit ausreichendem Salzgehalt und genügender Lichtmenge (bis etwa 40 m Meerestiefe). Dem entspricht ihre geographische Verbreitung in Küstennähe der tropischen und subtropischen Meere, v. a. zwischen den Wendekreisen des Pazifischen und Indischen Ozeans, wo genügend Nährstoffe anfallen und die Brandung für eine reichliche Sauerstoffzufuhr sorgt; an den Westküsten der Kontinente werden sie durch kühles Auftriebswasser und stärkere Flusswasserzufuhr behindert.
 
Die Korallenbauten beginnen meist auf festem Untergrund zu wachsen. Von Riffkorallen bewachsene Untiefen sind Korallenbänke (z. B. Nazarethbank nordöstlich von Madagaskar). Überziehen sie zusammenhängend krustenartig die Flachseebänke, so spricht man von einem Krustenriff. Geschlossene Form zeigen die Saumriffe (Küsten-, Strandriffe). Ihr Wachstum ist stets nach außen, zur See und zur Brandung hin gerichtet; nach innen, dem Lande zu, zerfallen die Korallenbauten. Dabei entsteht zwischen Riff und Land der charakteristische Riffkanal (Rifflagune), wie er sich längs der Küsten von Florida, Ceylon, Ostafrika sowie fast aller Südseeinseln und am Roten Meer hinzieht und sicheres Fahrwasser bietet. An Flussmündungen, wo das Meerwasser getrübt und brackig bis süß wird, bilden sich Lücken im Küstenriff, die für die Schifffahrt wichtig sind. Wallriffe (Barriere-, Damm-, Kanalriffe) sind breiter, länger und haben einen größeren Abstand zum Land (z. B. Großes Barriereriff). Die Atolle (Lagunen-, Kranzriffe) bestehen aus einem ringförmigen Korallenriff, das nach außen steil, nach innen flach abfällt. Sie sind meist bewachsen und häufig bewohnt, jedoch wegen der geringen Höhe (2-3 m über dem Meeresspiegel) überflutungsgefährdet.
 
Die von den Korallentieren aufgebauten Kalkgerüste werden schon während der Entstehung durch andere Tiere oder Pflanzen umkrustet und verstärkt. Neben der Brandung wirken auch bohrende und raspelnde Organismen zerstörerisch. Hohlräume werden u. a. durch Skelettfragmente teilweise aufgefüllt. Neben der mechanischen Verdichtung (auch durch Sackung) setzt oft schon früh eine chemisch-mineralische Verfestigung ein, durch Ausfällung von Kalk, der von außen zugeführt wird, sowie durch Lösungserscheinungen, Mineralumbildung und -neubildung (Zementation).
 
Korallenbauten gelten als Zeugen für warmes Klima in der geologischen Vergangenheit. Im älteren Paläozoikum waren Korallenbauten fast ausschließlich in den höheren Breiten der Nordhalbkugel und in Australien verbreitet, im Mesozoikum ähnlich wie heute, aber auch weiter polwärts. Bis etwa 100 m tief auf dem Meeresgrund fußende Korallenbauten sind wohl zur Zeit des abgesunkenen Meeresspiegels in den pleistozänen Eiszeiten entstanden (im Wesentlichen in der letzten Eiszeit). Viele Korallenbauten (Atolle) erheben sich aber steil aus erheblich größerer Tiefe (bis 6 000 m), wo keine Bildung von Korallenbauten möglich ist. Ihre Entstehung wird durch Absinken des Meeresbodens erklärt, wobei geringe Sinkgeschwindigkeit dem Korallenwachstum ein Schritthalten ermöglicht. Dem entspricht, dass sich Korallenbauten besonders zahlreich in Gebieten mit häufiger Hebung und Senkung, also im Bereich labiler Erdkrustenteile, finden. Alle Atolle, deren Basis erbohrt wurde, sitzen auf Gipfeln untermeerischer Vulkane.
 
Die zunehmende Verschmutzung des Meerwassers ist eine große Gefahr für den Bestand der Korallenbauten. Im indopazifischen Raum hat sich dadurch (möglicherweise aber auch durch andere Ursachen) eine Vermehrung des Korallen fressenden Dornenkronenseesterns ergeben. Auch durch das (fast überall verbotene) Fischen mit Dynamit werden nach wie vor viele Korallenbauten zerstört.
 
 
Biology and geology of coral reefs, hg. v. O. A. Jones u. a., 4 Bde. (New York 1973-77);
 
Reefs in time and space, hg. v. L. F. Laporte (Tulsa, Okla., 1974);
 D. Kühlmann: Das lebende Riff (1984);
 
Reef diagenesis, hg. v. J. H. Schröder u. B. H. Parser (Berlin 1986);
 A. Guilcher: Coral reef geomorphology (Chichester 1988);
 H. Schuhmacher: Korallenriffe (41991).
 
Zeitschrift: Coral reefs (Berlin 1982 ff.).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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